11. September 2001

road movie script

morgens mache ich mich auf den weg. um 9 hab ich einen phototermin. ein haus am see. auftraggeberin ist dessen architektin K.
danach fahre ich auf die andere seite des sees und miete mir ein elektroboot, um das haus vom wasser aus zu photographieren. da es auf einem steilen hang und einem sehr engen grundstück liegt ist das die einzige möglichkeit, es von vorne in einem guten winkel abzubilden. lässig, mit einer hand am steuerrad, in der anderen den apparat, navigiere ich vor und zurück, hin & her vor dem haus, bis ich den richtigen punkt mit der besten blickwinkel finde.
nachdem ich einige bilder gemacht habe, drehe ich noch eine runde, um die volle stunde auszunutzen, für die das boot gemietet ist. ich bringe es zurück und gehe zum auto. es ist schulbeginn. der badeort voll von schülern, die noch die letzten tage genießen, bevor es richtig ernst wird.
auf der rückfahrt mache ich kurz halt auf einem parkplatz auf einer terrasse über dem Millstätter See vor Döbriach. ich will einen regisseur anrufen, mit dem ich mich dieser tage treffen wollte, kann ihn aber nicht erreichen.
fahre weiter über Bad Kleinkirchheim nach Ebene Reichenau. dort kaufe ich mir in einem kleinen kaufhaus eine jause.
die frau an der kasse und eine kundin sind die einzigen menschen, die ich zu sehen bekomme. keine seele auf der straße. der ganze ort ist wie ausgestorben.
ich fahre weiter durch ein langes schmales tal übers Hochrindl. nur ein oder zwei dörfer und auch sonst kaum häuser entlang der strecke.
die bauernhöfe sind sehr alt, in einem ganz eigenwilligen stil.
am höchsten punkt der strecke mache ich halt in einem lichten wald. ich steige aus dem wagen, nehme meine jause mit, quere den zaun, zwischen den mächtigen stämmen in richtung einer lichtung.
von dort aus habe ich wunderbare weitsicht über die umliegenden hügel und berge. stille. zeitlose idylle, ruhe.
nichts was mich berührt. so weit das auge reicht nur grün. kein haus, keine straße, kein zeichen von zivilisation. märchenhaft. ich setze mich auf einen baumstrunk und esse die wurstsemmel, trinke saft dazu.
ich lege mich kurz ins weiche moos, blicke einen mächtigen stamm entlang hinauf durch's geäst in den himmel.

dann fehlt mir doch die ruhe. ich will weiter. hab versprochen, zum essen am frühen nachmittag zurück zu sein.

ich überlege, was sonst noch passieren könnte, auf welche gefahr dieses zeichen hindeuten könnte. mit fällt nichts ein. die welt scheint in ordnung. es ist ein wunderschöner spätsommertag. der himmel ist klar. mein job ist erledigt. die gegend idyllisch.

gleich nach dem zwischenfall rufe ich meine tante an, um ihr mitzuteilen, daß ich mich ein wenig verspäte.

an einer straßenkreuzung steht aus einem baumstamm geschnitzt ein hölzerner türke als erinnerung an die einstige bedrohung aus dem morgenlande, als sogar in diese entlegene gegend osmanische heerscharen einfielen.
alles ruhig auf diesen abgelegenen Straßen. die ortsnamen ganz eigenartig in dieser gegend: Lang, Weit, Reggen, Rogg, Rottendorf.
in einem der nächsten dörfer quert eine schwarze Katze von links die straße. weit genug um zu verlangsamen. keine gefahr. der erste schock, mehr aus aberglauben, fährt mir dennoch in die knochen. bis ich mich erinnere, daß von dieser seite keine gefahr droht. nur wenn die katze von der anderen seite, nicht von links, sondern von rechts käme. erleichtert beschleunige ich wieder, sinnierend, wie lächerlich solcher aberglaube und unnötig verstörend.
minuten später im nächsten ort. eine schmale straße am verschlafenen frühnachmittag. weiter kein verkehr, kein mensch zu sehen weit & breit. die straße windet sich eng zwischen den häusern. plötzlich springt eine schwarze katze, diesmal von rechts, hinter einem zaun hervor und überquert die straße.
ich bremse scharf und nur knapp entkommt das tier meinem gefährt. gerade noch einmal glück gehabt, im allerletzten augenblick. schwarze katze nun von rechts bedeutet also doch nicht nur symbolisch unglück, sondern sogar ein sehr reales risiko. aber nix passiert. beide gut davongekommen, überlebt.
als ich schließlich ankomme, setze ich mich sogleich zu tisch. die andern haben grad zu essen begonnen. recht schnell abgespeist stehen wir bald auf. gleich soll ein handwerker kommen. ich gehe aufs klo.

als ich so da sitze, klingelt es. der installateur betritt das haus und meint sogleich ganz aufgeregt, aber doch eher beiläufig (?):
"habt ihr schon das neueste gehört? schaltets schnell den fernseher ein!"

p.s.: 2 jahre später fahre ich genau zur selben tageszeit dieselbe strecke wie damals (um die fehlenden photos für diesen text zu machen).
unmittelbar nach meiner rückkehr ruft mich die architektin an, wegen der ich damals hier unterwegs war, und mit der ich seither ein einziges mal gesprochen habe.

 

ergänzende zitate zu thema Katze & Aberglaube

Aberglaube, Hexerei & Magie

Noch in unserer "aufgeklärten" Zeit löst dieser Anblick bei abergläubischen Menschen einiges Unbehagen aus.

In einer Zeit, in der der Aberglaube landauf, landab seltsame Blüten trieb und weitgehend das Lebensbild der europäischen Menschen bestimmte, konnte sich die Katze vor übler Nachrede kaum noch retten. Vor allem in schwarzen Katzen sah man die Mächte der Finsternis, und man begegnete ihnen mit entsprechender Furcht. (Für abergläubische Menschen gilt ja noch heute: Schwarze Katze über den Weg bringt Unglück!)

In einigen ursprünglich keltischen Gegenden Europas haben vor allem Maikätzchen bis heute einen ziemlich schlechten Ruf. Man solle sie niemals großziehen, so heißt es, sie würden lästige, ungezogene Katzen und brächten Schlangen und Unglück ins Haus.

http://www.hauspuma.de/History/Aberglaube.html

 

Wenn eine schwarze Katze einem über den Weg läuft, so bringt das Unglück. Um das zu verhindern, muss man drei Steine über die Katzenspur werfen oder auf einen Stein spucken.

http://www.wilas-support.de/lexikon/aberglaube/aberglaube.htm

 

KATZEN - die Katzen, die auf einer Brosche oder einem Amulett getragen werden, bringen Glück. Eine schwarze Katze, die Ihren Weg kreuzt, gilt als Unglück.

http://berg.heim.at/anden/420382/aberglaube.html

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