Nein, alle Österreicher schauen in den Himmel, weil irgendein Hans-Guck-in-die-Luft-Komplex durch Tröpfcheninfektion übertragbar ist, und es veranstalten hier auch nicht alle Menschen, die an Genickstarre leiden, eine Völkerwanderung. Die Fotos wurden einfach nur während der letzten Sonnenfinsternis gemacht.
Der Fotoapparat von Armin Bardel ist ein Allesfresser. In Prag hat er eine Frau "geschluckt", die offenbar ihr Bestes gibt, um im Gesicht wie ein Charakterkopf von Franz Xaver Messerschmidt (oder gleich wie Arnulf Rainer) auszusehen, und eine stinknormale Baustelle hat er in Berlin gefressen, der amtierenden Hauptstadt des europäischen Bauschutts (wobei sich ja schön langsam der Verdacht aufdrängt, dass alle Baustellen, die sich in Berlin erledigt haben, nach Wien ausgewandert sind). Jetzt hat man Bardels Kamera wieder einmal "den Magen ausgepumpt" und den Inhalt in der Galerie der "Alten Schmiede" (Schönlaterngasse 7a) verteilt. Bis 31. August.
Titel der Schau: "Anacalypse" (Wieder-Verhüllung). Da hängen brillante neben miserablen Fotos und hochtrabende Motive neben banalen. Kurz: Da hängt das Leben. Bardel wechselt geschickt zwischen schwarzweiss und Farbe und hat einen Hang zum Metaphorischen. Ein "erschossenes" Karussell in Georgien zeigt ausdrucksstark das Phänomen Krieg.
Armin Bardel dürfte ein praktizierender "Gut-Österreicher" sein, der sich an der Grenze womöglich als "unbedenklicher Alpenrepublikaner" ausweist (mit der "mascherlkritischen" Passhülle, die die Aufschrift trägt: "Ich habe unsere Regierung nicht gewählt"). Jedenfalls nach seinem Foto zur Lage der Nation zu urteilen (Titel: "Land der Träumer"), wo die rot-weiss-rote Fahne im Prater neben dem "Imperator" flattert, einer Rummelplatzattraktion, die sich gut als Mageninhaltszentrifuge gebrauchen lässt und mit der ein einfaches Parteimitglied gemeint sein muss. Auch Kunst hat Bardel aufgeschnappt, etwa den extremschmalen Gang von Bruce Nauman, für den gilt: Je dicker die Leute, die durchgehen, desto mehr Klaustrophobie können sie konsumieren (weil sie früher oder später stecken bleiben).